Stadtgründung
Schon seit 1903 hatten sich die Vertreter der Nachbargemeinden Oetzsch und Gautzsch vergeblich bemüht eine Verschmelzung einzugehen. Im Sommer 1933 treibt der Architekt und seit Oktober 1932 NSDAP-Ortsgruppenleiter, Rudolf Brümmer, die Vereinigung von Oetzsch-Markkleeberg und Gautzsch endgültig voran. [1]
Die Namensgebung der neuen Stadt sollte ganz im Zeichen der nationalsozialistischen Germanisierungsbestrebungen stehen, nach denen eine „Verdeutschung fremdländischer Ortsnamen“ als kulturelle Praxis rassistischen Überlegenheitsdenken vorgesehen war. Dazu heißt es in den Leipziger Neuesten Nachrichten vom 7. September 1936: „Markkleeberg ist der gute deutsche Name eines alten Ortes, während Oetzsch und Gautzsch, die zwar auch auf eine weit zurückreichende Geschichte blicken, slawische Ortsnamen haben.“ [2] Dementsprechend wurden auch die ursprünglichen Ortsteile umbenannt: Aus Gautzsch wurde Markkleeberg-West und aus Oetzsch mit dem eingemeindeten Raschwitz Markkleeberg-Mitte.
Am 2. Januar 1934 wurde schließlich im heutigen Markkleeberger Rathaus der Festakt zum Zusammenschluss begangen. Erster Bürgermeister der neuen Stadt wird der Leipziger Rechtsanwalt Martin Braun. Die ersten Amtshandlungen der neuen Gemeindebehörde waren die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Reichspräsident Hindenburg, Reichskanzler Hitler und Reichsstatthalter Mutschmann, die Umbenennung mehrerer Straßen sowie die Niederlegung der vermutlich extra aufgestellten Grenzpfähle zwischen Oetzsch und Gautzsch durch SA und Hitlerjugend am 14. Januar 1934. [3]
Zur Stärkung der völkischen Zusammengehörigkeit beschloss die Stadtverwaltung vom 8. bis 10. September 1934 ein erstes Heimat- und Schulfest zu feiern. Dass es vor allem eine Veranstaltung im nationalsozialistischen Sinne war, bezeugt die Rede von Bürgermeister Braun, in der er darlegte, „daß Einigkeit stark macht und daß es gelte, das starke Erlebnis der Volksgemeinschaft und Volksverbundenheit mit hinüberzunehmen in den Alltag, damit Markkleeberg als erste im Dritten Reich gegründete Stadt in seinen Mauern keinen anderen Geist dulde als den Geist Adolf Hitlers“. [4] Beim dritten Heimatfest vom 5. bis 7. September 1936 wurde die Theodor-Fritsch-Ausstellung eröffnet, zu der sich ein größerer Kreis von Ehrengästen eingefunden hatte, wie die Leipziger Neuesten Nachrichten am 7. September 1936 berichten. [5]
Im Jahr 1937 wurden schließlich noch Großstädteln und Zöbigker zur Stadt Markkleeberg eingemeindet. Zur „Eingliederungsfeier“ am 30. September 1937 im eigens dafür renovierten Großen Lindensaal wurde dem Bürgermeister Braun „für dessen verdienstvolles Wirken eine von örtlicher Industrie und Gewerbe gestiftete Amtskette“ [6] überreicht.
Johannes Hohaus
© Kulturbahnhof e.V., Markkleeberg
25. August 2016