Familie Bamberger
Das Herrenkonfektionshaus des Familienunternehmens Bamberger & Hertz eröffnete am 18.10.1911 in Leipzig am Augustusplatz und gehörte bald zu den führenden Konfektionshäusern Deutschlands.
Mit dem Boykott jüdischer Geschäfte ab 1933 hatte das Kaufhaus mit schwindenden Einnahmen und Lieferbeschränkungen zu kämpfen. Dennoch konnte sich das Unternehmen bis 1938 gegen die Enteignungsverordnungen der Natonalsozialisten wehren.
In der so genannten Reichsprogromnacht vom 9. zum 10. November 1938, in der unter anderem die große Gemeindesynagoge in der Leipziger Gottschedstraße zerstört wurde, fiel auch das Kaufhaus Bamberger & Hertz dem von Brandstiftern gelegten Feuer zum Opfer. Hinzu kam, dass die Besitzer beschuldigt wurden, ihr Kaufhaus selbst entzündet zu haben.
Am 8. Dezember wurde die Firma Bamberger & Hertz in Abwesenheit der verhafteten Besitzer aufgelöst und die AG Königsbau liquidiert, d. h. in das Vermögen nichtjüdischer Eigentümer überführt. Gustav Bamberger kam bald darauf in ein Konzentrationslager, konnte nach seiner Freilassung zunächst in Berlin untertauchen und wurde schließlich am 5. September 1942 nach Riga deportiert, wo er drei Tage später, am 8. September, im Alter von 62 Jahren ermordet wurde.
Ludwig und dessen Frau Olla Bamberger lebten zunächst in einem der eingerichteten Judenhäuser im Leipziger Waldstraßenviertel in der Jakobstraße. Von dort wurden sie nach Abschluss eines sogenannten „Heimeinkaufsvertrages“, mit dem die Familie Bamberger wie Tausende andere Opfer ihren Transport und die Unterkunft in Theresienstadt selbst finanzieren mussten, am 19. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ludwig starb dort mit 60 Jahren am 8. Dezember 1942, seine Frau kommt noch kurz vor der Befreiung am 20. April 1944, sechs Tage nach ihrem 49. Geburtstag, zu Tode.
Die Kinder der Familie Bamberger konnten gerettet werden. Henry absolvierte zu jener Zeit eine Lehre in der Schweiz, seine Schwester Steffi gelangte bereits 1939, 11- jährig, mit einem Kindertransport nach England. Sie lebt heute in Kfar Blum in Israel; Henry Bamberger lebt in Los Angeles.
Johannes Hohaus
© Kulturbahnhof e.V., Markkleeberg
13. Januar 2017