Alexander Eisenberg

Alexander Eisenberg wurde am 28. November 1888 als Sohn jüdischer Eltern in Leipzig geboren. Sein Vater war der aus Polen stammende Arzt Dr. Joseph Eisenberg, der in Leipzig eine Praxis für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten besaß. Seine Mutter – Anna Strupp – entstammte einer wohlhabenden Bankiersfamilie aus Meiningen. Eisenberg hatte fünf Geschwister.

Wahrscheinlich hatte Alexander Eisenberg schon von klein auf mit erheblichen körperlichen Beschwerden zu leben. Er litt unter anderem an einer angeborenen zunehmenden Schwerhörigkeit und einem Sprachfehler. Ein Hörgerät sollte ihm gegen die Schwerhörigkeit helfen, doch er war trotzdem stark vom Lippenlesen abhängig. Von Ostern 1905 bis 1910 studierte Eisenberg an der „Staatlichen Akademie für grafische Künste und Buchgewerbe“ in Leipzig und schloss sein Studium mit Noten von „sehr gut“ bis „befriedigend“ ab, wobei besonders sein Fleiß und Betragen hervorgehoben wurden. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit der Herstellung von Werbeplakaten. Er gründete mit seinem Schwager und späterem Nachbar Paul Herrmann eine Firma, die sich mit Diapositiven für Kinowerbung beschäftigte.

Im Dezember 1933 zog Alexander Eisenberg von Leipzig nach Gautzsch, das ab 1934 in Markkleeberg umbenannt wurde. Hier wohnte er in einer Doppelhaushälfte - “Am Wolfswinkel 14“. In der anderen Haushälfte lebte seine Schwester Lili Eisenberg mit ihrem Mann und Eisenbergs Kollegen Paul Herrmann.

Am 27. Juni 1934 heiratete Eisenberg im Standesamt Markkleeberg die nichtjüdische Bürgerin Katharina Brendel. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.

Die Gesetze der nationalsozialistischen Rassenpolitik griffen massiv in Alexander Eisenbergs Leben ein. 1938 wurde er gezwungen seine Firma aufzugeben, die er an seinen nichtjüdischen Partner Paul Herrmann überschrieb. Er durfte seinen Beruf als Fotograf und Grafiker nicht weiter ausführen und musste sich als Gartenarbeiter verdingen. Weiterhin hatte er den Zwangsnamen Israel zu tragen und ihm wurde der Telefonanschluss entzogen. Seine Ehe mit einem nichtjüdischen Partner – von den Nationalsozialisten „Mischehe“ genannt – schützte ihn lange Zeit vor einer Deportation.

Trotz einer großen Verwandtschaft im Ausland – darunter eine Schwester in England und ein Bruder in China, zu denen brieflicher Kontakt bestand – gelang es dem Ehepaar Eisenberg nicht, Deutschland vor Kriegsbeginn zu verlassen.

1941 musste Alexander Eisenberg mit seiner Frau in ein sogenanntes „Judenhaus“ nach Leipzig ziehen, während seine Schwester Lili Herrmann mit ihrem Mann in ihrem Haus im Wolfswinkel wohnen blieb. 1944 konnten die Eisenbergs wieder nach Markkleeberg zurückkehren. Sie wohnten nun „Am Wolfswinkel 16“ bei Alexander Eisenbergs Schwester.

Am 15. Januar 1945 erließ das Reichssicherheitshauptamt den Befehl, alle noch bestehenden sogenannten „Mischehen“ aufzulösen und die jüdischen Partner zu deportieren. Alexander Eisenberg und seine Schwester erhielten den Befehl, sich am 13. Februar 1945 in der Zillerstraße 9 in Leipzig einzufinden. Von dort wurden sie am 14. Februar zum Hauptbahnhof gebracht und in einem Sammeltransport nach Theresienstadt deportiert. Aufgrund von Gleisschäden durch den Luftangriff auf Dresden in der Nacht vom 13. Februar benötigte der Transport vier Tage bis Theresienstadt. Im Ghetto Theresienstadt angekommen, wurde Alexander Eisenberg vom dortigen Lagerarzt untersucht und aufgrund eines akuten Verwirrungszustands sowie Taub- und Blindheit als arbeitsunfähig eingestuft und in die Krankenstation eingewiesen. Am 25. Februar 1945 starb Alexander Eisenberg. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Gedenkstätte Theresienstadt.

Lili Herrmann überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt und kehrte nach Markkleeberg zurück. Später zog sie mit ihrem Mann und ihren Kindern nach Stuttgart. Paul Herrmann führte die Grafikfirma fort. Eisenbergs Frau Katharina geb. Brendel verstarb 1973 in ihrem Geburtsort Jena.

© AG Spurensuche Rudolf-Hildebrand-Schule, Markkleeberg
3. September 2017