Widerstand und Hilfe

Obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung mit dem Nationalsozialismus sympathisierte und kollaborierte, gab es Menschen die trotz der gesellschaftlichen Akzeptanz des Terrors Widerstand, und dazu gehört auch die Hilfe für Verfolgte, leisteten. Die Beispiele der Retter und Helfer zeigen – genauso wie das Beispiel der Menschen, die sich am organisierten Widerstand beteiligt haben – dass es Möglichkeiten gab, sich dem Staat zu verweigern oder gar gegen ihn zu opponieren. Allerdings gab es nur wenige Menschen, die die Zivilcourage hatten. Davon wollten aber die Wenigstens nach der militärischen Niederlage des Deutschen Reichs noch etwas wissen. Vielmehr wuschen sie ihre Hände in Unschuld und wandelten sich von Unterstützern des Systems zu heimlichen Widerstandskämpfern.

Angesichts der politischen Entwicklung hatte sich die örtliche KPD bereits ab 1932 auf eine illegale Arbeit eingestellt. In Markkleeberg gab es sechs sogenannte Widerstandsgruppen, die in verschiedene Fünfergruppen untergliedert waren. [1] In ihnen arbeiteten u.a. die KPD-Mitglieder Otto Krahmann, Max Schmidt, Alwin Malz, Rudolf Gamalski, Herbert Böttcher, Werner Rummelt und Otto Lippold. Sie versteckten von den Nationalsozialisten verfolgte Genossen und bereiteten deren Flucht in die Tschechoslowakei vor. Außerdem verbreiteten sie aus dem Ladengeschäft von Alwin Malz Flugblätter, Zeitungen und anderes Propagandamaterial. Der organisierte Widerstand brach in Markkleeberg im Dezember 1934 zusammen, da alle leitenden Genossen verhaftet worden waren. [2] Auch in Leipzig gab es im Frühjahr 1935 keine aktiven Funktionäre mehr.

Die illegale sächsische Landesleitung der KPD, welche nunmehr von der Tschechoslowakei aus agierte, versuchte in der Folgezeit dennoch immer wieder neue Kontakte aufzubauen. Herbert Hösel, ehemaliges KPD-Mitglied aus Markkleeberg-West, der 1934 wegen illegaler kommunistischer Arbeit vom Sondergericht Freiberg zu acht Monaten Haft verurteilt worden war, traf sich seit Dezember 1935 in seiner elterlichen Wohnung wieder mit ehemaligen Genossen aus Markkleeberg. [3] Mehrere Male brachten Hösel und seine Verlobte illegale kommunistische Druckschriften aus der Tschechoslowakei mit. Am 5. Januar 1937 verurteilte ihn der Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sechs Jahren Zuchthaus. [4]

Darüber hinaus gab es auch Markkleeberger, die trotz drohender Bestrafung den Frauen und Mädchen im KZ-Außenlager am Equipagenweg geholfen haben, indem sie ihnen beispielsweise Lebensmittel zusteckten. [5] Kurz vor der Lagerevakuierung konnten außerdem einige Häftlingsfrauen mithilfe einer Drahtschere, die der Betriebsschlosser Willy Görtler beschafft haben soll, den Zaun durchschneiden und in den naheliegenden Wald flüchten. [6] Insgesamt aber blieben solche Gesten der Solidarität vonseiten der Deutschen gegenüber den Zwangsarbeitern selten.

Johannes Hohaus
© Kulturbahnhof e.V., Markkleeberg
25. August 2016